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Alexander von Humboldt
Brief an Heinrich Heine von Ende Januar 1846 (Auszug)

Im Januar 1846 bat Heinrich Heine Alexander von Humboldt in einem Brief, bei der preußischen Regierung zu erwirken, dass er freies Geleit in preußisches Hoheitsgebiet bekäme (seit 1844 bestand ein Grenzhaftbefehl gegen Heine).



[...] Ihr Wunsch beschränkte sich auf die Erlaubnis, ohne Gefahr für Ihre persönliche Sicherheit, Berlin, von Hamburg aus, dieses Frühjahr auf einige Tage besuchen zu können, zu Ihrer Erholung, um hiesige Freunde einmal wieder zu sehen und Berliner Ärzte zu consultieren. Da mir nicht unbekannt sein konnte, daß in dem, was Sie als ‚die alte Registratur’ bezeichnen, viele sehr bittere Anklagen gegen Sie vorliegen, so habe ich gehofft, Ihren Wünschen am besten zu entsprechen, wenn ich auf das zweite Motiv Ihrer Reise den größten Werth lege. Ich habe mit Wärme gehandelt und habe mir keine Art des Vorwurfs zu machen – aber es ist mir gar nichts geglückt. Die Verweigerung ist sogar so bestimmt gewesen, daß ich, Ihrer persönlichenm Ruhe wegen, Sie ja bitten muß, den Preußischen Boden nicht zu berühren. Ich glaube, gegen Sie die Pflicht erfüllen zu müssen, Ihnen ganz mit der Offenheit zu schreiben, die Schriftsteller sich gegenüber schuldig sind. [...]


© Wolfgang Fricke