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Erklärung in der Augsburger »Allgemeinen Zeitung« über die Zensur der Vorrede der Französischen Zustände



Bitte


Indem ich jetzt auf lange Zeit, vielleicht auf immer vom Vaterlande entfernt leben muß, empfinde ich mit desto tieferem Leidwesen jedes Mißereignis, wodurch das deutsche Publikum verleitet werden dürfte, meine Gesinnung zu verkennen. Dieses kann namentlich der Fall sein beim Erscheinen der ,Französischen Zustände', einem Buche, worin eine Zusammenstellung politischer Artikel, die ich früher für die ,Allgemeine Zeitung' geschrieben, und eine ergänzende Vorrede enthalten sein sollte.

Nimmermehr hätte ich jenes Buch herausgegeben ohne diese Vorrede, worin ich die Gesinnungen, die in jenen Artikeln nur angedeutet sind, vollkräftig mitteilen und zugleich durch anderweitige Besprechungen einen großen Akt der Bürgerpflicht ausüben konnte. Wie soll ich nun die widerwärtige Empfindung ausdrücken, die mich berührte, als ich einen Abdruck dieser Vorrede brieflich erhielt und daraus ersah, daß mehr als die Hälfte davon unterdrückt worden; ja, was noch fataler ist, daß durch diese Unterdrückungen alles, was ich sagte, nicht bloß entstellt, sondern auch mitunter ins Servile verkehrt worden ist! Gegen jede irrige Deutung, die daraus entstehen kann, will ich mich nun hiermit vorläufig verwahrt haben. - Ich bitte alle honetten Journale, diese Zeilen abzudrucken.

Paris, den 1. Januar 1833.

Heinrich Heine.


© Wolfgang Fricke